Stefanie Schneider - Suburbia
Galerie Kuttner & Siebert, Berlin
Eröffnung: 23. Oktober 2004, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 26. Oktober bis 27. November 2004
Sonntag in der Vorstadt, ein sonnenschwerer Sommertag, menschenleer – Nahezu unauffällig kommen die Bildmotive Stefanie Schneiders aus dem Zyklus „Suburbia“ daher, der im äußersten Westen der USA, in Kalifornien entstand.
Schneider umkreist mit ihrer Kamera ein amerikanisches Idyll, sie nimmt einen fast menschenleeren Garten in den Blick. Umgeben von einem weißen Gartenzaun, stehen Blumen und Bäume in blühender Sattheit in gleißendem Sonnenlicht. Ein Tag so leer und still wie nur Sonntage sein können. Der Rasen akkurat geschnitten, der Garten wohlgepflegt, seine Bewohner selbstvergessen und träge. Eine Momentaufnahme, die den Blick öffnet auf die Tragödien eines durchschnittlich verunglückten Lebens der middle class. Eine Szenerie, die wohlvertraut ist aus zahlreichen Filmen und US-amerikanischer Literatur, ein amerikanisches Idyll, hinter deren perfekter Fassade der alltägliche Horror zu lauern scheint. In David Lynchs Film „Blue Velvet“ beispielsweise beginnt die Erzählung mit einer Kamerafahrt über einen vergleichbaren Schauplatz: der Blick über den Gartenzaun, einen wohlgepflegten Rasen, peinlich genau geschnitten, um dann unvermittelt in einer Nahaufnahme zu enden. Ein abgeschnittenes Ohr, über das bereits die Ameisen krabbeln und sich bedienen.
Stefanie Schneider überzeichnet, sie übertreibt: Dies zeigt sich vor allem in der irritierenden Farbigkeit, aber auch in der Vehemenz der Motive. Der Pracht der blühenden Rosen oder der üppig gewachsenen Bäume stellt Schneider die Leere gegenüber. Das umzäunte Sommeridyll wirkt abgeräumt, die Gartenstühle stehen unbenutzt um einen Tisch, ein Grill unberührt und gesäubert, kein Gegenstand, der nicht an seinen Platz gehörte. Nur die Bewohner wirken seltsam verloren. Schneider zeigt sie inmitten ihres satten Lebens, in einer wohlgepflegten Durchschnittlichkeit, nur zu ertragen mit einem wohltemperierten Martini auf Eis, griffbereit schon vor dem Lunch. Sie zeigt ihrem Wesen nach banale Szenen, doch zugleich wird man als Betrachter Zeuge einer großen Intimität.
Schneider Zyklus „Suburbia“ lebt von dem Zusammenspiel seiner Motive, sie erzählt eine Geschichte im Tonfall des amerikanischen Schriftsteller Raymond Carver. Ihre Figuren scheinen allesamt den Glauben an sich selbst verloren zu haben und versuchen in einem Idyll zu bestehen, in dem sie nicht zu Hause sind.
Während Schneider die Üppigkeit durch Licht und Farbigkeit inszeniert, sind ihre Motive lediglich ein Verweis. Ein Verweis auf ein Leben, in dem kein Aufbruch ist, nirgends.